Ein Rechenzentrum für die neue Intershop-Firmenzentrale
Mit der Entscheidung für die neue Firmenzentrale musste Intershop auch die Planungen für das Rechenzentrum und die Netzwerkinfrastruktur für den neuen Standort in Angriff nehmen. Was bei der Planung und der anschließenden Umsetzung alles Bedacht werden musste und wie die von uns realisierte Lösung aussieht, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Die E-Commerce-Plattform der Jenaer Intershop Communications AG ermöglicht Herstellern und Großhändlern weltweit, ihr Geschäft zu digitalisieren. Die Schnelllebigkeit und die ständig steigenden Anforderungen der digitalen Welt erfordern deshalb auch von Intershop, sich ständig weiterzuentwickeln, um erfolgreich zu sein. Nicht nur die eingesetzten Technologien, auch die Methodik der Softwareentwicklung haben sich grundlegend verändert. Die gewohnten Büros passten immer weniger zu den Anforderungen, die die agile Arbeitsweise des Software-Unternehmens benötigt. Auch das Rechenzentrum im bisherigen Mietobjekt hatte auf Grund technologischer Entwicklungen eine Modernisierung nötig und war wegen erfolgter Auslagerung von Kundensystemen zu groß für das aktuelle Geschäft. Die Netzwerkinfrastruktur und das WLAN waren in die Jahre gekommen und die zum Bestand gehörende Klimaanlage wies eine schlechte Energieeffizienz auf. Im geplanten neuen siebengeschossigen Bürokomplex am Jenaer Steinweg fand man die gewünschten optimalen Arbeitsbedingungen, flexible an sich ändernde Bedürfnisse anpassbare Räume, ausgestattet mit moderner Gebäudetechnik. Für diesen neuen Standort musste rechtzeitig bis zum geplanten Umzugstermin ein neues modernes und zukunftsfähiges Rechenzentrum inklusive Netzwerk geplant und aufgebaut werden.
Zielsetzung
Intershop wollte ein modernes redundantes Rechenzentrum, das aktuellen Sicherheitsanforderungen entspricht, eine moderne Netzwerkinfrastruktur und flächendeckendes WLAN. Außerdem sollte das neue Rechenzentrum ausbaufähig sein:
mit Platzreserven für zusätzliche USV-Batterien, Serverracks und auch für Klimatechnik. Ein wichtiges Kriterium bei allen Planungen sollte der zukünftige Energieverbrauch sein. Als Termin für die Fertigstellung des Rechenzentrums und der Netzwerkinfrastruktur wurde Ende Oktober 2020 festgesetzt. Der vollständige Umzug des Unternehmens sollte im Dezember 2020 erfolgen.
Lösung
Schon 2017, ein Jahr vor der Grundsteinlegung, begannen die ersten konkreten Planungen für das Projekt. Intershop vertraute dabei auf ihren bewährten IT-Dienstleister GODYO (jetzt ACP IT Solutions AG, Jena). Die Expertise des Unternehmens aus vergleichbaren Projekten gaben den Ausschlag dafür, auch dieses Vorhaben gemeinsam anzugehen. Es entstanden erste Entwürfe, Vorschläge und Modelle, bevor GODYO (jetzt ACP IT Solutions AG, Jena) im Jahr 2018 den Planungsauftrag für den Rechenzentrumsneubau sowie 2019 auch den für den Netzwerkbereich bekam.
Die Planungen
- Bedarfs- und Mengenermittlung
- Erstellung Lastenheft für den Bauherren
- Ermittlung der technischen Anlagenparameter und des Raum- und Flächenbedarfes
- Variantenvergleich Serverraumklimatisierung, Brandvermeidung/Bekämpfung
- Budgeterstellung für Rechenzentrums-Ausstattung und LWL-Verkabelung
- Mengengerüst für die Gewerke Klima, Elektro, Brandschutz, Ausstattung Rechenzentrum
- Erstellung eines Angebotes auf Grundlage des Mengengerüstes
- Dokumentation und Zeichnungen
- Planung für den Netzwerkbereich in den Etagen und im Serverraum
- Planung WLAN (Offline Survey) per Grundriss und Erstellung Mengengerüst und Angebot für WLAN-Varianten
Für die fundierten Planungen von Klimatisierung, Elektro, dem RAS-System und den LWL-Verkabelungen holte sich unser Projektteam kompetente Partner mit ins Boot. Im Frühjahr 2020, der Rohbau war fertiggestellt, erhielt GODYO (jetzt ACP IT Solutions AG, Jena) als Generalunternehmer gemeinsam mit einem Partner für die Finanzierung den Auftrag für die Umsetzung, die im April 2020 begann. Der Projektverantwortliche stand nun vor der Aufgabe, nicht nur das eigentliche Projekt mit den Subunternehmen zu koordinieren, sondern das Ganze auch in den Bauablauf des Bauherrn zu integrieren.
Das neue Rechenzentrum besteht aus einer Flucht mehrerer Räume. Jeder Raum bildet jeweils einen eigenen Brandabschnitt. Das ermöglichte den redundanten Aufbau kritischer Systeme und die brandtechnische Trennung von potentiell gefährlichen Geräten wie USV, Elektroinstallation und Klimapumpen von Servern und Netzwerk. Die Räume bieten noch genügend Platz für zukünftige Erweiterungen der technischen Anlagen und des IT-Systems. Besonderes Augenmerk wurde neben der Zutrittssicherheit auch auf den Katastrophenschutz gelegt. Neben der gebäudeeigenen Brandmeldeanlage wurde ein Brandfrüherkennungssystem installiert.
Für die Klimatisierung des neuen Rechenzentrums kommt ein energieeffizientes redundantes Kühlsystem mit indirekter freier Kühlung zum Einsatz. Dabei werden zur Erzeugung der benötigen Kühlleistung die Außentemperaturen unter 12 °C genutzt.
Die Serverräume werden im Warmgangprinzip mit Reihenklimageräten temperiert. Dafür wurden die neuen Serverschränke parallel zueinander in Reihen mit Reihenkühlern eingebaut. Die warme Luft der Server und Switche wird in den gekapselten Warmgang zwischen den Schrankreihen geblasen, durch die Reihenkühlgeräte aufgenommen und steht im Kaltgang wieder zur Kühlung zur Verfügung. Die strikte Trennung von Warm- und Kaltbereich ist sehr energieeffizient und verhindert thermische Kurzschlüsse. Für die eigentliche Kühlung wurden zwei redundante Kaltwassersätze und das Puffergefäß mit ca. 1 m³ Inhalt auf dem Dach im 6. Obergeschoß montiert. Redundante Pumpen sichern den Austausch des Kühlmittels. Für zukünftig höheren Leistungsbedarf berücksichtigte die Planung bereits Raum und Anschlüsse für die Installation eines dritten Kaltwassersatzes.
Die vorhandene USV-Anlage musste im laufenden Betrieb zum neuen Standort umgezogen und erweitert werden. Eine Spedition meisterte den schwierigen Transport von über drei Tonnen Material vom JenTower, durch Jenas Innenstadt, über das Baugelände in die Tiefgarage des neuen Bürogebäudes.
Das Netzwerk wurde im zentralen Teil mit Komponenten von Cisco erneuert. Zwei redundante Core-Routing-Switche bilden das Herz des neuen Netzwerkes. Die eingesetzten Access-Switche wurden teilweise aus dem vorhandenen Bestand der Intershop übernommen und nachgerüstet. Die Anbindung zum redundanten Internetanschluss und zu den Etagenverteilern für die Arbeitsplätze erfolgt sternförmig vom Core-Stack aus. Mittels einer 2x 10 Gbit-Standleitung (dark fiber) erfolgte der Netzwerkschwenk incl. Firewall und Routing zum neuen Standort ohne Betriebsunterbrechung.
Das WLAN deckt die gesamte Bürofläche der Intershop über 7 Etagen, Außenbereiche und das Rechenzentrum mit einem drahtlosen Netzwerkzugang ab. Die Steuerung erfolgt zentral durch redundante WLAN-Controller. Die Koordinierung aller Subunternehmer unter Beachtung des Bauablaufs war eine der besonderen Herausforderungen dieses Projektes, die von unserem Projektteam gemeistert wurde. Für den Projektverantwortlichen indes werden die Bilder des Krans mit dem 85 m-Ausleger bei der Montage der Klimageräte auf dem Dach und die vom USV-Umzug als außergewöhnliche Highlights in Erinnerung bleiben.
Nutzen
Das moderne Datennetzwerk und die flächendeckende WLAN-Infrastruktur unterstützen die neu gewonnene Flexibilität der Büroräume am neuen Standort optimal. Das neue Rechenzentrum entspricht dem aktuellen technischen Stand und den derzeitigen IT-Anforderungen des Unternehmens. Es ist so geplant, dass sich die Kapazität gut an zukünftige Anforderungen anpassen lässt. Alle wichtigen Geräte wie Klimaanlage, PDU, USV-Anlage und Stromversorgung sind redundant ausgelegt, brandtechnisch getrennt und werden laufend überwacht. Durch die Anbindung an das Intershop-Monitoringsystem und die Brandfrüherkennung können evtl. Störungen schnell bemerkt und behoben werden, bevor größere Probleme entstehen. Auch der Stromverbrauch wird nun laufend gemessen und überwacht. Mit der Entscheidung bei der Klimatisierung auf das Freikühlsystem zu setzen, erzielt Intershop eine Energieeinsparung von etwa 38 % im Vergleich zur normalen Klimaanlage.
Soll auch die Rechenzentrumsinfrastruktur Ihres Unternehmens energieeffizienter werden? Gern beantworten wir Ihre Fragen.
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